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SO SIEHT DIE PERFEKTE ZUSAMMENARBEIT AUS

SO SIEHT DIE PERFEKTE ZUSAMMENARBEIT AUS

Interview mit Kevin Strathdee

 

Kevin Strathdee ist als Software Developer bei jambit tätig und für die Entwicklung von Apps zuständig. Im Interview spricht er über die Zusammenarbeit mit Mer und den neuen digitalen PreCheck in der Mer Connect Plus App. Servicetechniker Tobias Baur von Mer wiederum kennt jedes kleinste Detail, wenn es um die Installation und den Anschluss einer Wallbox geht. In seinem Interview erzählt er, wie sich der neue digitale PreCheck vom manuellen PreCheck unterscheidet.

 

Kevin, du hast mehrere Monate lang am neuen digitalen PreCheck gearbeitet. Warum gibt es das neue Feature bei Mer?

 

Dazu muss man verstehen, was Mer eigentlich macht, nämlich die Bereitstellung von elektrischen Flotten für Unternehmen. Die Mitarbeiter*innen können ihre Fahrzeuge zuhause laden und haben eine eigene Ladestation in der Garage. Doch bevor diese Ladestation installiert werden kann und der Elektriker alles anschließt, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Die technischen Anforderungen betreffen zum Beispiel den Stromkasten und den Hausanschlusskasten. Für diese Prüfung musste in der Vergangenheit ein Elektriker persönlich vorbeikommen, also vor dem eigentlichen Installationstermin. Die Aufgabe an sich ist nicht kompliziert, im Endeffekt muss man nur einige Fotos machen. Also haben wir uns gedacht: Das können die Fahrer*innen über die App einfach selbst machen. Wir müssen dazu keinen Elektriker hinschicken und können diesen Schritt überspringen.

 

Welche Vorteile bietet der digitale PreCheck?

 

Die Kund*innen von Mer haben absolute Flexibilität und müssen nicht den ganzen Tag auf den Elektriker warten. Man muss bedenken, dass schon bis zum Termin ein oder zwei Wochen vergehen können. Mit dem digitalen PreCheck kann man alles selbst machen, man hat seine Privatsphäre und muss niemanden ins Haus lassen. Außerdem kann man nicht viel falsch machen: Während die Kund*innen in der App durch den gesamten Prozess geleitet werden, passiert im Hintergrund eine automatische Computervision Analyse. Wir haben die App so gebaut, dass künstliche Intelligenz die Fotos prüft und sicherstellt, dass alles stimmt.

 

Welche Informationen geben die Fahrer*innen in die App ein?

 

Es geht um die Lage des Stellplatzes, um den Hausanschlusskasten und den Stromkasten. Ist da genug Platz vorhanden? Wie viele Wände sind dazwischen und wie verlaufen die Kabel? In einigen Fällen muss auch mit den Nachbar*innen abgestimmt werden, ob gebohrt werden darf. Und natürlich prüft die App auch die Verbindung zwischen dem Smartphone und dem Mer Solutions Server. So können wir sicherstellen, dass es eine gute Mobilfunkverbindung gibt.

 

Wie wurde die Arbeit zwischen Mer und jambit aufgeteilt?

 

Wir waren ein gemischtes Team mit Mitarbeiter*innen aus beiden Unternehmen. Sprich, wir hatten einen Product Manager von jambit und einen Product Owner von Mer. Die Entwicklung der Computer Vision und die App-Entwicklung hat jambit übernommen, die Backend Developer und die technischen Begleiter kamen von beiden Seiten. Das UX-Design haben wir zusammen gemacht, das war eine ganz neue Erfahrung und wir konnten viel ausprobieren.

Wir haben mehrere Monate zusammengearbeitet und hatten tägliche Meetings, bei denen wir uns auch persönlich ausgetauscht haben. Es ist nicht immer der Fall, dass die Zusammenarbeit bei solchen Projekten reibungslos verläuft, aber wir waren wirklich ein tolles Team. Man hat nicht gemerkt, dass wir aus zwei verschiedenen Firmen kommen, weil wir auf ein Ziel hingearbeitet und uns gegenseitig unterstützt haben. Das wünscht man sich immer bei solchen Projekten, aber es ist nur selten der Fall. Das Besondere an diesem Projekt war auch, dass wir bei null angefangen haben. Manchmal startet man die Zusammenarbeit, wenn die App halbfertig ist, aber wir haben mit den Entwürfen angefangen, unsere Ideen skizziert und diskutiert, wie wir das am besten umsetzen können. Über die Entwicklung bis hin zur finalen Lieferung haben wir uns alles gemeinsam erarbeitet, das war ein schönes Gefühl.

 

Was fasziniert dich an Mer als Unternehmen?

 

Das Thema „Nachhaltigkeit“ ist mir persönlich wichtig. Wenn meine Frau und ich einkaufen, schauen wir uns immer genau an, wo die Produkte herkommen. Die Mission von Mer, nur sauberen Strom aus Erneuerbaren Energien zu nutzen, finde ich sehr wichtig. Ich bin Amerikaner und erst vor ein paar Jahren nach Deutschland gezogen. Mir ist sofort aufgefallen, dass es hier nachhaltiger und umweltfreundlicher zugeht. In den USA ist es nicht unbedingt üblich, den Müll zu trennen, sich mit Recycling zu beschäftigen oder Pfandflaschen zu sammeln, da wird einfach alles zusammengeworfen.

Wenn es um nachhaltige Mobilität geht, können wir in den Staaten noch viel von Deutschland lernen. Ein Beispiel: Die Familie meiner Frau wohnt ziemlich abgelegen in einer ländlichen Gegend in Baden-Württemberg. In Deutschland kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln an solche Orte. Das fasziniert mich, dass wir mit Zug und Bus bis ans Ziel kommen. Das öffentliche Netz ist extrem gut ausgebaut: Man kommt an jeden kleinen Bahnhof und landet in jeder Stadt mitten im Stadtzentrum. Als ich das letzte Mal in den USA war, hatte ich schon diese deutsche Mentalität und wollte mit dem Zug von Boston nach Portland fahren. Ich bin allerdings nicht bis in die Stadt gekommen, sondern musste fünf Kilometer laufen.

 

Fährst du selbst auch elektrisch?

 

Meine Frau und ich brauchen momentan kein Auto, weil wir wirklich überall mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommen. Falls wir uns in vier oder fünf Jahren doch dazu entscheiden sollten, wird es vermutlich ein Elektrofahrzeug. Wenn ich mir die neuen Modelle anschaue, sehe ich bei allen Automobilherstellern ohnehin nur noch Elektroautos, das ist eine gute Entwicklung. Ich war vor dem Projekt mit Mer nicht vertraut mit Elektromobilität und dachte, dass die Ladevorgänge schwierig sind – wie wir Amerikaner sagen: „inconvenient“. Die Frage, wo man sein Fahrzeug laden soll, war vorher ein großes Fragezeichen in meinem Kopf. Aber ich habe gesehen, dass man Elektroautos mittlerweile überall laden kann und flexibel bleibt. Das hat mich fasziniert und mir gezeigt, dass es auch bei uns funktionieren wird.

 

Interview mit Tobias Baur

 

Tobias, du bist seit Dezember 2020 als Service-Techniker bei Mer tätig. Was sind deine Aufgaben?

 

Bei Mer bieten wir Firmenkunden elektrische Flotten an. Die Angestellten fahren ein elektrisches Dienstfahrzeug und können dieses nicht nur an öffentlichen Ladestationen, sondern auch direkt beim Unternehmen und eben zuhause an der Wallbox laden. Da komme ich ins Spiel, denn ich montiere die Wallbox und installiere die gesamte Ladeinfrastruktur. Außerdem übernehme ich weitere Services, wie die jährliche Wartung, Instandhaltung und Entstörung.

 

Bislang hast du den PreCheck – also die vorherige Prüfung bei den Kund*innen vor Ort – immer manuell durchgeführt. Wie sieht das typischerweise aus?

 

Ich schaue mir zunächst den Zählerschrank und die gesamte Zählerstruktur an: Muss ich den Zählerschrank erweitern oder sogar umbauen? Ist da ein freier Platz vorhanden? Das ist für die separate Zählung wichtig, damit der Hausstrom getrennt vom Elektroauto abgerechnet wird. Es kann durchaus vorkommen, dass ich eine Erweiterung einbaue oder einen zweiten Schrank einsetze. Ich überprüfe auch den Hausanschlusskasten: Wie viele Amper sind gesichert? Es kann sein, dass eine Leistungserhöhung durchgeführt werden muss.

 

Was schaust du dir noch vor Ort an?

 

Danach gehe ich den Leitungsweg vom Zählerschrank bis zum Montageort der Wallbox ab und messe, wie weit dieser Weg ist. Das ist für die Länge der Kabel wichtig, auch für die Kabelart und den Querschnitt des Kabels. Falls ich die Wallbox oberirdisch installiere, also an der Hauswand, reicht mir ein NYM-Kabel. Für unterirdische Installationen brauche ich spezielle Erdkabel. Hinzu kommt, dass ich ab einer gewissen Länge andere Größen verwenden muss. Beim Abgehen des Weges achte ich auch darauf, ob besondere Bohrungen nötig sind, die nicht geradlinig, sondern schräg ausgeführt werden müssen. Außerdem könnte es sein, dass Abwasserleitungen im Weg sind oder Brandschutzkanäle geöffnet und wieder verschlossen werden müssen.

Zum Schluss prüfe ich den Montageort der Wallbox direkt neben dem Stellplatz: Wie kann ich die Wallbox an der Wand montieren? Brauche ich eine besondere Vorrichtung oder eine Adapterplatte? Ist das eine gedämmte Wand, wo ich nicht bohren kann? Bei einer Stehle ist die Beschaffenheit des Bodens wichtig: Ist das Pflaster oder Beton? In einigen Fällen muss ich den Boden aufmachen und das Fundament vorbereiten.

 

Wie kann das alles beim digitalen PreCheck erfasst werden?

 

In der Mer Connect Plus App machen die Fahrer*innen mit dem Smartphone ein Foto vom Stellplatz, vom Stromkasten und vom Hausanschlusskasten, idealerweise auch vom Grundriss. Dieser digitale PreCheck ist eine geführte Version des manuellen PreChecks, die sagt: „Bitte mache jetzt ein Foto davon.“

 

Was passiert mit diesen Daten?

 

Die Fotos werden geprüft und die Daten werden ausgelesen, um das Installationskonzept zu erstellen. Es kann sein, dass man anhand der Fotos schon sehen kann, wie das Netzsystem aufgebaut ist, ob es vier- oder fünfpolig ist. Anhand des Grundrisses könnte ich ableiten, wie ich das Kabel verlegen muss, entweder mit einem Kabelkanal oder einem Rohr. Auch die ungefähren Längen lassen sich abschätzen, wenn die Maße dabeistehen.

Falls ich auf den übermittelten Daten nichts erkenne, muss ich auch in Zukunft trotzdem persönlich hinfahren und den manuellen PreCheck durchführen. Alternativ kann ich auch viel Zubehör mitnehmen und mich darauf vorbereiten, dass es Fall A und Fall B sein könnte. Dann suche ich vor Ort eine Lösung.

 

Kann es vorkommen, dass sich ein Stellplatz nicht für die Installation eignet?

 

Ich hatte noch nie den schwierigen Fall, dass die Installation vor Ort gar nicht klappt. Es kann eher vorkommen, dass ich das Installationskonzept ändern muss, also die Zähleranlage in anderen Raum baue, oder dass die Zählerschrankerweiterung nicht reinpasst.

 

Was sind die Herausforderungen und Vorteile des digitalen PreChecks?

 

Im Idealfall entfällt durch den digitalen PreCheck die erste Prüfung und ich spare mir wertvolle Arbeitszeit. Allerdings haben wir als Techniker viele Normen und Vorschriften, an die wir uns unbedingt halten müssen. Man kann nicht erwarten, dass jeder Laie diese Vorschriften kennt. Der Zählerschrank ist ein gutes Beispiel, weil ich als Techniker prüfen muss, ob in der Unterverteilung ausreichend Platz ist. Das ist durch Fotos nicht hundertprozentig ersichtlich, weil die Fahrer:innen die Abdeckung aus Sicherheitsgründen nur im ungeöffneten Zustand fotografieren dürfen.

Eine andere Sache, die sich einfacher gestaltet, ist die Messung des Mobilfunkempfangs. Das mache ich als Techniker mit speziellen Geräten, während die Fahrer:innen in der App dazu aufgefordert werden, ihr WLAN auszuschalten und den Empfang mit dem Smartphone zu messen. Der Mobilfunkempfang ist extrem wichtig, weil wir die Wallbox per Mobilfunk anbinden und damit intelligente, zeitversetzte Ladevorgänge steuern.

 

Du bist seit mehr als zwei Jahren bei Mer. Warum hast du dich dafür entschieden?

 

Natürlich bin ich von Technik an sich begeistert und auch ziemlich autoaffin. Elektromobilität und elektrische Antriebe finde ich spannend, vor allem, weil die Technologie sich schnell entwickelt. Bei Mer schreiben wir das Thema „Nachhaltigkeit“ groß und sind trotzdem nah bei unseren Kund*innen. Wir machen vielen Unternehmen den Einstieg in die Elektromobilität leichter, weil alles aus einer Hand kommt: Beratung, Hardware, Installation, Betrieb und Abrechnung. Wenn ich jemanden damit beauftrage, meine Unternehmensflotte auf elektrische Fahrzeuge umzustellen, will ich mich um nichts kümmern – außer dass der Preis stimmt.

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