Das E-Auto – eine Erfolgsgeschichte mit langer Tradtion
In der menschlichen Entwicklung fällt nichts vom Himmel. Und jeder als Erfindergenie titulierte Mensch hat mit seiner Neuheit auf Bestehendem aufgebaut, haben Ethnologen und Anthropologen herausgefunden. Die gute Nachricht ist: Dass die Menschheitsentwicklung – trotz aller Sprünge und Brüche – global gesehen kontinuierlich verläuft, macht Hoffnung für die Zukunft. Denn Technologien mit Tradition haben gute Chancen, schnell optimiert und in die Breite gebracht zu werden. In diese Kategorie fällt auch die Elektromobilität, in deren Nutzung die Menschen bereits jahrhundertelange Erfahrungen gesammelt haben.
Die Elektromobilität begann bereits 1780
Den Auftakt zur Elektromobilität machte ARD Alpha zufolge schon im Jahr 1780 Luigi Galvani: Er erforschte die Elektrizität, indem er mit Froschschenkeln experimentierte und durch chemisch erzeugte Elektrizität Froschschenkel zum Zucken brachte. Anknüpfend daran gelang es im Jahr 1800 Alessandro Volta, die erste Batterie zu bauen. Von da an war es kein großer Schritt mehr zur Mobilität: 1838 ließ der Entwickler Moritz Hermann von Jacobi ein per Elektromotor angetriebenes Schiff auf der Newa bei Sankt Petersburg zu Wasser. Zur gleichen Zeit baute der Schotte Robert Davidson die erste Elektrolokomotive. Noch waren die Dampfloks aber rentabler. Doch der Weg zur Elektromobilität war insgesamt schon Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt: Den ersten Akku, also einen aufladbaren Stromspeicher, hat der deutsche Physiker Johann Wilhelm Ritter bereits 1803 entwickelt. Auch auf die Straße kam das erste Elektromobil bereits vor weit mehr als 100 Jahren. 1882 präsentierten die Physiker William Edward Ayrton und John Perry ihr leichtes, elektrobetriebenes Dreirad, mit dem man bis zu 14 Stundenkilometer schnell fahren und 40 Kilometer zurücklegen konnte.
Quelle: https://newsroom.porsche.com/de/produkte/taycan/historie-18533.html
Carl Benz erfindet den Verbrennungsmotor
Trotz der historischen Vorläufer von Elektromobilen gilt Carl Benz mit der Erfindung des ersten Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor im Jahr 1886 heute als Vater des modernen Automobils. Große Teile der Bevölkerung standen selbstfahrenden Fahrzeugen zu dieser Zeit noch kritisch gegenüber, doch diese Innovation brachte es zur Serienproduktion. Weiterentwicklungen mit Verbrennungsmotor ließen nicht lange auf sich warten und ab 1891 entstanden die ersten Automobilfabriken in Europa. Auch hier spielt ein großer Name aus der Automobilbranche eine wichtige Rolle: So setzten die Pionierfabriken nämlich auf in Lizenz hergestellte Daimler-Motoren.
Ein Elektroauto bricht den Geschwindigkeitsrekord
Während Geschwindigkeiten von 100 Kilometern pro Stunde heute keinen mehr vom Hocker reißen, war das Aufsehen groß, als dieser Rekord im Jahr 1899 in einem elektrobetriebenen Auto geknackt wurde. Laut historischen Quellen soll der belgische Ingenieur und Rennfahrer Camille Jenatzy im von ihm entwickelten Fahrzeug „La Jamais Contente“ (franz. für „Die nie Zufriedene“) 105,876 Stundenkilometer gefahren sein und so den Geschwindigkeitsrekord geknackt haben. Insgesamt stieg die Nachfrage nach E-Autos. Besonders in den USA boomte der Elektrofahrzeug-Markt. Einen Marktanteil von 30 Prozent sollen E-Autos in den Vereinigten Staaten damals gehabt haben, heißt es im Deutschen Museum in München. Davon können wir aktuell in Deutschland nur träumen. Der Anteil an Elektrofahrzeugen liegt bei wenigen Prozentpunkten.
Die Benziner machen das Rennen
Nur einige Jahre nach der Blütezeit der Elektromobilität drängten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor das E-Auto ab 1920 bereits wieder vom Markt. Der Grund: Während bei Autos mit E-Motor stets ein händisches Ankurbeln notwendig war, ließen sich Benziner deutlich einfacher starten. Auch verfügten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren über erheblich größere Reichweiten und nicht zuletzt spielte das große Angebot billigen Öls für Vergaserkraftstoffe eine entscheidende Rolle. Im Anschluss erlebten Benziner eine stetige Steigerung in Leistung und Ausstattung, was eine flächendeckende Verbreitung des Autos weiter ankurbelte.
E-Mobilität: Vom Comeback bis in die Zukunft
Zwischen 1970 und 1990 wurden Elektroautos als Randerscheinung in der Automobilbranche kaum Beachtung geschenkt. Erst das neu aufkommende Umweltbewusstsein in den 1990er Jahren verhalf dem E-Auto zu einem holprigen Comeback. Zwar hatte das 1990 erlassene CARB-Gesetz die Automobilindustrie zum Angebot emissionsfreier Fahrzeuge gezwungen – nach einer Lockerung der Regelung flaute die E-Auto-Produktion jedoch wieder ab. Trotzdem richteten aufkeimende Jungunternehmen, aber auch etablierte Hersteller ihr Augenmerk wieder verstärkt auf die Vorteile der E-Mobilität. Mit einer Reichweite von 350 Kilometern setzte der Tesla Roadster 2006 neue Maßstäbe und um 2012 gelang dem E-Auto der endgültige Ausbruch aus der Nische. So wurden im Jahr 2016 zum Beispiel über 115.000 Elektrobusse neu zugelassen. Im Juni 2024 waren laut ADAC 14,6 Prozent der neu zugelassenen Pkw E-Autos. Diese Zahl hatte in den vergangenen Jahren schon mal höher gelegen. Doch wie uns die Geschichte lehrt, sind Brüche in der Menschheitsentwicklung zu erwarten. Die kontinuierliche Entwicklung hin zur Elektromobilität wird angesichts des gestiegenen Bewusstseins für Umwelt- und Klimaschutz nicht aufzuhalten sein.