Bidirektionales Laden

Wenn das E-Auto zum Stromspeicher wird

Elektrofahrzeuge können einen erheblichen Unterschied in Bezug auf Energiesicherheit machen. Denn die im Auto verbaute Batterie kann Strom nicht nur speichern und verbrauchen, sondern auch wieder an externe Geräte abgeben. Bidirektionales Laden heißt dieser Vorgang und bietet Besitzer*innen von E-Autos einen großen Vorteil in Hinblick auf die Stromversorgung. Wie genau funktioniert bidirektionales Laden? Welche Möglichkeiten gibt es dabei? Und kann die E Auto Ladestation Zuhause so umgerüstet werden, dass bidirektionales Laden möglich ist? Antworten auf diese Fragen finden sich im folgenden Beitrag. 

Was ist bidirektionales Laden? 

Die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen, wie beispielsweise Solar-, Wind- oder Wasserkraft, sorgt dafür, dass Möglichkeiten zur Stromspeicherung immer wichtiger werden. Wer beispielsweise eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hat, kann damit zwar einen gewissen Anteil des Stromverbrauchs decken, allerdings kommt es dabei immer wieder zu Schwankungen. Denn bei schlechtem Wetter wird hier nicht genug Energie für den täglichen Verbrauch generiert. In diesem Fall kommt der Stromspeicher zum Einsatz. An sehr sonnigen Tagen kann dieser genutzt werden, um überschüssigen Strom zu speichern, der dann nachts oder an regnerischen Tagen wieder in das Netz eingespeist wird, um den eigenen Bedarf zu decken. 

Als Stromspeicher dienen unter anderem sogenannte Groß-Batterien. Diese sind jedoch sehr teuer und können zwischen 750 und 1200 Euro kosten. Doch wozu muss man überhaupt in eine solche Batterie investieren, wenn man ein Elektroauto besitzt, das ebenfalls über diese Batterie verfügt? Bidirektionales Laden bedeutet also: Wenn das Fahrzeug nicht in Gebrauch ist, speichert es überschüssigen Strom, zum Beispiel aus der Photovoltaik-Anlage, und gibt diesen bei Bedarf wieder zurück, etwa an ein elektrisches Gerät oder auch den Hausstrom. So lassen sich Schwankungen besser regulieren und es geht keine überschüssige Energie verloren. 

Wie funktioniert bidirektionales Laden?

Wie der Name „bidirektionales Laden“ bereits andeutet, geht es hierbei darum, den Energieaustausch in zwei Richtungen zu ermöglichen. Zunächst fließt der Strom in den Speicher und anschließend daraus wieder zurück ins Netz. Dieser Vorgang ist schon lange möglich und wird bereits in vielerlei Hinsicht genutzt, beispielsweise bei Powerbanks. 

Beim bidirektionalen Laden eines E-Autos ist allerdings ein Zwischenschritt notwendig. Denn Elektrofahrzeuge fahren nur mit Gleichstrom (DC). Im Haushalt wird allerdings Wechselstrom (AC) genutzt, weshalb dieser beim Laden erst in Gleichstrom umgewandelt werden muss. Wenn der im E-Auto gespeicherte Strom jedoch wieder in den Hausstrom eingespeist werden soll, muss er erneut umgewandelt werden – diesmal von Gleichstrom zu Wechselstrom. Dieser Vorgang, der für das bidirektionale Laden essenziell ist, geschieht durch einen sogenannten Wechsler, der sich entweder im Auto selbst befindet oder in der Wallbox. Es bedarf also einer technischen Vorbereitung, beispielsweise in Form eines bidirektionalen Ladegeräts. 

Die drei Varianten des bidirektionalen Ladens

Variante 1: V2L

Bei dieser Art des bidirektionalen Ladens handelt es sich um die einfachste Variante. V2L steht für Vehicle-to-Load und bedeutet, dass sich im Elektrofahrzeug eine normale Schuko-Steckdose befindet. Diese kann man nutzen, um unterwegs technische Geräte, beispielsweise Handy oder Laptop anzuschließen. Manchmal spricht man bei dieser Variante auch von Vehicle-to-Device (V2D). 

Variante 2: V2H

Beim sogenannten Vehicle-to-Home benötigt man für das bidirektionale Laden eine hauseigene Wallbox. Bei Bedarf, beispielsweise, wenn die Photovoltaik-Anlage aktuell keinen Strom liefert, gibt das E-Auto Energie an das Stromnetz des Hauses ab und sorgt dafür, dass zum Beispiel das Licht funktioniert. 

Variante 3: V2G

Diese Variante des bidirektionalen Ladens ist die anspruchsvollste. Denn bei Vehicle-to-Grid wird der im Elektroauto gespeicherte Strom nicht nur in das heimische, sondern in das gesamte Stromnetz abgegeben. In Zukunft soll diese Art des bidirektionalen Ladens dafür sorgen, dass tausende E-Autos zu einem „virtuellen Kraftwerk“ zusammengeschaltet werden können und dadurch zur Stabilisierung der Energieversorgung beitragen. 

Vorteile für Besitzer*innen von E-Autos dank bidirektionalem Laden

  • Bessere Nutzung erneuerbarer Energiequellen
  • gewisse Unabhängigkeit vom Versorger
  • Einsparung von fossilen Brennstoffen
  • Einsparung von Kosten
  • Geld verdienen durch die Einspeisung ins öffentliche Netz

Bidirektionales Laden in Deutschland – was gilt es zu beachten? 

Nicht mit jeder Wallbox ist bidirektionales Laden möglich, und auch nicht mit jedem E-Auto. Zusätzlich ist es wichtig, dass das Eigenheim über ein intelligentes Energiemanagement verfügt. Denn damit kann erfasst werden, wie viel Strom im Haushalt verbraucht wird oder auch wie viel selbst erzeugter Strom zur Verfügung steht. 

Seit April 2023 gibt es eine Norm zur Kommunikation zwischen Wallbox und Elektroauto zum bidirektionalen Laden: die ISO 15118-20. Seitdem wird versucht, normkonforme und miteinander kompatible Ladeeinrichtungen und E-Autos herzustellen. Trotzdem sollten Sie sich in jedem Fall zuvor ausführlich informieren, ob bidirektionales Laden bei dem E-Auto und der Wallbox Ihrer Wahl möglich ist. 

Fazit

Bidirektionales Laden macht es möglich, dass das Elektroauto als Stromspeicher genutzt werden kann. Wenn es zu Energieengpässen kommt, kann der gespeicherte Strom dann wieder an das Stromnetz abgegeben werden. Wer bidirektionales Laden nutzt, profitiert von einer Vielzahl an Vorteilen: unter anderem können Kosten eingespart und eine gewisse Unabhängigkeit vom Versorger erreicht werden. Allerdings eignen sich nicht alle E-Autos und Wallboxen zum bidirektionalen Laden. Deshalb ist es wichtig, dass man sich vor einem Kauf ausreichend zu den Möglichkeiten informiert. 

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