WENIGER BLOCKADEN – MEHR GESELLSCHAFT
Ob an Restaurants, Supermärkten oder direkt am Bürgersteig: Die Anzahl der Ladepunkte in Deutschland nimmt rasant zu. Allerdings müssen wir uns als Gesellschaft eine wichtige Frage stellen: Wie schaffen wir die richtigen Strukturen, damit wirklich alle laden können?
In einem demokratischen Land wie Deutschland könnte man davon ausgehen, dass alle Bürger*innen die gleichen Möglichkeiten und Rechte haben. In den sozialen Medien tritt eine neue Generation auf, die sich leidenschaftlich für mehr Toleranz, Gleichberechtigung und ein faires Miteinander einsetzt. Mit einem einzigen Statement auf Instagram oder YouTube können Tausende, Hunderttausende oder sogar Millionen erreicht werden. Es scheint, als hätten alle Menschen im Jahr 2021 eine eigene Bühne und auch die Schwächeren in der Gesellschaft endlich eine Stimme. Aber ist unsere Gesellschaft wirklich so offen und gerecht, wie in den Medien suggeriert wird? Wenn man hinter Hashtags wie #toleranz, #solidarität und #fairness blickt, wird schnell deutlich, dass unser Land noch viel zu tun hat.
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov glauben 80 Prozent der Deutschen, dass es dem Land an sozialer Gerechtigkeit fehle. Der ARD-Deutschlandtrend kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Demzufolge empfinden 69 Prozent der Befragten den Umgang mit den Schwächeren in der Gesellschaft als eher ungerecht. In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens werden bestimmte Gesellschaftsgruppen nicht einbezogen – auch im Bereich der Mobilität.
Barrierefrei elektrisch fahren – ist das möglich?
Menschen mit körperlichen Einschränkungen sind angewiesen auf Barrierefreiheit beim Autofahren. Nicht jeder Mensch mit einer körperlichen Behinderung ist als Passivfahrer unterwegs, es gibt mittlerweile geprüfte und verkehrssichere Drive-by-wire-Technologien, mit denen Rollstuhlfahrer*innen problemlos selbst fahren können. Die großen Automobilhersteller bedienen diesen Markt seit langer Zeit: Der Fiat-Konzern rüstet mit der Initiative „Autonomy“ hauseigene Fahrzeuge um und auch andere Anbieter haben längst eigene Abteilungen für den Umbau von barrierefreien Autos. Zudem gibt es externe Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben.
Wenn ein Elektroauto für einen Rollstuhl umgerüstet wurde, also der Fahrer beispielsweise über eine Rampe hineingelangt und sein Fahrzeug mit einem Handgerät steuert, bleibt dennoch ein großes Problem: die öffentliche Ladeinfrastruktur. Die meisten Ladepunkte sind als Parkflächen mit Standardbreite ausgelegt. Das Laden wird extrem schwierig, wenn zwischen Fahrzeug und Bordsteinkante nur zehn Zentimeter frei sind, denn die meisten Rollstuhlfahrer*innen brauchen zumindest eine größere Freifläche neben der Fahrertür oder am Kofferraum. Was bringen individuell angepasste Fahrzeuge, wenn der Ladevorgang nicht barrierefrei ist? Im Artikel 3 des Grundgesetzes heißt es „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“, aber momentan gibt es bei der Planung von Ladestationen kaum Vorgaben, um diesem Gesetz auch Folge zu leisten.
Electric for everyone: Darum müssen wir jetzt umdenken
Wir als Gesellschaft müssen uns mit dem rasanten Fortschritt in der Elektromobilität eine wichtige Frage stellen: Wie gestalten wir neue Technologien barrierefrei, damit Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen nicht ausgeschlossen werden? Besonders für diese Menschen ist Mobilität ein wichtiges Thema, denn Mobilität bedeutet Beweglichkeit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit. Wenn wir über neue Schnelllader an Supermärkten, Restaurants oder Baumärkten sprechen, sollten wir im gleichen Atemzug erwähnen, dass diese Ladestationen für alle Menschen zugänglich sein müssen. Wir dürfen nicht darauf warten, dass es zukünftig zusätzliche Mobilitätsangebote zur Integration von körperlich benachteiligten Menschen gibt, sondern müssen jetzt handeln und die richtigen Strukturen für eine Inklusion schaffen.
Ebenso wie barrierefreie Geschäfte, die mit einem Fahrstuhl oder einer Rampe erreichbar sind, brauchen wir mehr barrierefreie Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum. Der Wechsel zur Elektromobilität ist zwar schon in vollem Gange, aber wir befinden uns noch immer am Anfang eines grundlegenden Systemwandels: der großen Verkehrs- und Energiewende. Wir haben diesmal die Chance, es von Anfang an richtig zu machen und alle Gesellschaftsgruppen einzubeziehen. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, neue Technologien zu nutzen und spannende Innovationen im Bereich der Elektromobilität in sein Leben zu integrieren.
Wie gestalten wir einen zukunftsgerichteten Wandel?
Die ersten Technologiekonzerne entwickeln bereits vollautomatisierte Ladestationen, bei denen man nicht mehr händisch eingreifen muss. Diese werden zwar in erster Linie für selbstfahrende Fahrzeuge und den Schwerlastverkehr entwickelt, aber wären auch gleichzeitig ideal für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Als Gesellschaft müssen wir nach solchen Lösungen suchen und neue Strukturen schaffen, damit sich jeder einzelne Mensch als Teil des Ganzen begreift. Bei Mer setzen wir jetzt schon auf maßgeschneiderte Konzepte für unsere Kund*innen und stellen sicher, dass die Ladestationen für alle Mitarbeiter*innen zugänglich sind. Gemeinsam mit unseren Partnerunternehmen arbeiten wir derzeit an neuen Lösungen, um unseren Leitsatz „electric for everyone“ in der Praxis zu leben. Wir wollen durch Mobilität individuelle Freiheit und Selbstbestimmung ermöglichen, damit die Welt von morgen ein Ort ist, an dem sich alle willkommen fühlen. Das ist die Elektromobilität der Zukunft.