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ELEKTROMOBILITÄT IN EUROPA: DIE ZUKUNFT IST DA

ELEKTROMOBILITÄT IN EUROPA: DIE ZUKUNFT IST DA

Wir sprachen mit Piotr Sniady, Leiter des Business Development bei Mer Solutions über den richtigen Zeitpunkt für das Unternehmen den Schritt nach Europa zu unternehmen, darüber, warum die Elektromobilität trotz Corona boomt und über erste erfolgreiche Pilotprojekte in anderen Ländern.

Durch die Mer-Familie seid ihr nun auch in anderen europäischen Ländern präsent. Was erhofft ihr euch von diesem Schritt?

Wir sehen, dass derzeit überall in Europa die Weichen in Richtung Elektromobilität gestellt werden. Daher möchten wir so schnell wie möglich unsere innovativen Ladelösungen nicht nur in Deutschland anbieten. Es geht uns darum, eine größere Präsenz im europäischen Markt zu zeigen und zum Wachstum der Elektromobilität allgemein beizutragen, aber auch das Wachstum von Mer als Unternehmen voranzutreiben.

Nach welchen Kriterien wurden die Länder ausgewählt, in denen Mer künftig präsent sein wird?

Wir haben uns erst einmal angeschaut, welche Rolle die Elektromobilität in den Ländern bereits spielt. Wie viele Autos werden neu zugelassen? Und wie viele davon sind Elektrofahrzeuge? Für uns war zudem wichtig, welche Rolle Dienstfahrzeuge in dem jeweiligen Land spielen. Sind Dienstwagen nur dem oberen Management vorbehalten oder gibt es größere Flotten, deren Elektrifizierung sich lohnt? Ein weiteres Kriterium waren politische Zielvorgaben für die Elektromobilität. Man kann deutlich sehen, dass der politische Wille verknüpft mit Förderprogrammen sich absolut positiv auf die Entwicklung der Elektromobilität auswirkt. Das erleben wir in Deutschland, aber auch in anderen Ländern. Dabei sind es gar nicht mal unbedingt die Kaufprämien, die sich hier besonders positiv auswirken. Bei Dienstwagen haben wir festgestellt, dass der vom Staat gewährte Steuervorteil ein sehr wichtiges Argument dafür ist, Dienstwagenflotten zu elektrifizieren.

Welche Steuervorteile gibt es für elektrische Dienstwagen?

In Deutschland ist es so: Wer einen Dienstwagen fährt, muss die private Nutzung des Autos als geldwerten Vorteil versteuern. Für diese Steuer wird bei rein elektrischen Fahrzeugen jedoch pauschal nur ein Viertel der Bemessungsgrundlage herangezogen. Bei Plug-in-Hybriden ist es die Hälfte der Bemessungsgrundlage. Bei Verbrennern wird die Steuer auf Basis von 100 Prozent der Bemessungsgrundlage ermittelt. Vor allem bei einem rein elektrischen Dienstwagen kann der Steuervorteil deutlich über 1.000 Euro im Jahr betragen.

Ist der Schritt nach Europa vor dem Hintergrund der wirtschaftlich schwierigen Corona-Lage nicht sehr gewagt?

Erstaunlicherweise haben wir gemerkt, dass bei vielen unserer Kund*innen das Umweltbewusstsein durch Corona noch einmal gestärkt wurde. Das Erleben einer globalen Pandemie, die eine globale Lösung und Antwort erfordert, hat bei vielen Eindruck hinterlassen. Hinzu kommt, dass durch Corona sehr viele Hilfsprogramme sowie die bereits erwähnten Steuervergünstigungen aufgelegt wurden. Einige dieser Programme dienen speziell der Förderung nachhaltiger und zukunftsfähiger Technologien, also genau dem Bereich, in dem wir auch tätig sind. Aufgrund der von Corona verständlicherweise dominierten Nachrichtenlage geht der Boom, den wir im Bereich der Elektromobilität aktuell verzeichnen, etwas unter. Aber Fakt ist: Wir erleben zurzeit in Norwegen, Deutschland und Frankreich Rekordabsätze für Elektroautos. In Frankreich beispielsweise wurden im Juni 2020 gegenüber dem Vorjahresmonat 205 Prozent mehr Elektrofahrzeuge zugelassen. Es ist daher höchste Zeit, dass wir die Produkte von Mer auch in anderen Ländern implementieren, damit die Elektromobilität auch überall wirklich ein Erfolg wird.

Ist denn der Technologietransfer in andere Länder kompliziert?

Manchmal sind die Voraussetzungen andere, da die Rollen der einzelnen Akteure im Stromnetz mitunter anders organisiert sind. In Frankreich haben wir beispielsweise den landesweit ersten Piloten in einem Privathaushalt gebaut, bei dem der Ladestrom für das Elektrofahrzeug separat und unabhängig vom Hausstrom abgerechnet wird. Da es in Frankreich einen zentralen Netzbetreiber gibt, haben wir damit den Nachweis erbracht, dass unser Produkt funktioniert. In Deutschland müssen wir bei mehr als 800 Netzbetreibern sehr viel mehr Überzeugungsarbeit leisten.

Einige europäische Länder wollen ab 2030 keine Benzin- und Dieselmotoren mehr zulassen.

Das kann ich mir gut vorstellen, aber ich glaube nicht, dass wir dazu strenge gesetzliche Regelungen brauchen. Die Dynamik, die der Markt mittlerweile erreicht hat, wird das von selbst erledigen. Meiner Meinung nach werden die Kund*innen bei Neuzulassungen schon früher zur Elektromobilität umschwenken. Gerade in Deutschland werden die Verkäufe von Verbrennern stark zurückgehen – das sehen wir heute schon an unseren Dienstwagenparks. Flottenmanager*innen rüsten jetzt schon im großen Maße um, und wer jetzt noch ein letztes Mal einen Verbrenner bestellt, wird es in drei Jahren nicht mehr tun. Bis 2030 sind es beim Leasing, das in der Regel drei Jahre läuft, noch drei Erneuerungszyklen. Dann wird der Standard elektrisch sein.

Wie zufrieden bist du mit den Maßnahmen der Bundesregierung?

Es gibt unterschiedliche Programme, etwa die finanziellen Zuschüsse beim Fahrzeugkauf und beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Über bestimmte Einzelaktionen und Maßnahmen in Deutschland kann man natürlich diskutieren, das bringt der demokratische Diskurs mit sich. Es könnte noch mehr gehen, aber ich finde, es wurden gute Programme gestartet und vieles ist noch in der Pipeline. Wir sehen am Beispiel Norwegen, dass die unmittelbare Förderung beim Fahrzeugkauf einen großen Einfluss hat.

Über 50 Prozent aller Neuwagen in Norwegen sind Elektrofahrzeuge, dazu haben die staatlichen Förderungen geführt. Der gleiche VW Golf kostet als Benziner eben mehr als die elektrische Alternative. Was ich mir aber wünschen würde: Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur gibt es in Deutschland bürokratische Hürden, die unsere Projekte unnötig in die Länge ziehen. Man muss sehr viele Anträge stellen und lange warten. Ein Beispiel: Wir warten auf Baugenehmigungen für größere Ladeparks bis zu zwölf Monate. Der Abbau dieser Hemmnisse und schnellere Verfahren würden uns helfen, die Ladeinfrastruktur in Deutschland noch schneller auszubauen. Aber das hält uns bei Mer nicht vom Wachstum ab. Wir glauben an unsere Vision: electric for everyone.

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