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EINE EIGENE WALLBOX IN DER TIEFGARAGE – DAS RECHT AUF MEHR LEBENSQUALITÄT

EINE EIGENE WALLBOX IN DER TIEFGARAGE – DAS RECHT AUF MEHR LEBENSQUALITÄT

Julien Oehler, ist seit 2018 Mitarbeiter bei Mer und ist im Produktmanagement für eeApartment zuständig. Im Interview erzählt er, wie die neue Ladelösung für Mehrfamilienhäuser funktioniert und was ihn persönlich daran fasziniert.

Was genau ist eeApartment und wie kam die Idee dazu?

In Deutschland gibt es mehrere Millionen Mehrfamilienhäuser, darunter auch große Gebäude mit 200 Stellplätzen. Nicht jeder hat eine eigene Garage oder eine Ladesäule vor der Haustür, die Frage lautet also: Wie kann man hier eine praktikable Ladelösung für Elektroautos bieten? Wer ein großes Mehrfamilienhaus mit Ladepunkten ausstatten will, braucht eine technisch ausgereifte Lösung. Das kann nicht der Elektriker von nebenan übernehmen, denn man benötigt eine umfassende Planung und fachmännische Errichtung. Nicht zuletzt muss jemand den Betrieb der Stationen inklusive Stromlieferung, Abrechnung und Lastmanagement übernehmen. Es gibt nicht viele Anbieter, die sich um alles kümmern und die nötige Expertise mitbringen. Da kommen wir ins Spiel.

Wie funktioniert das in der Praxis?

In Mehrparteienhäusern gibt es einen Hausanschluss, von wo aus der Strom für gewöhnlich auf die verschiedenen Wohnungszähler bzw. Wohnungen verteilt wird. Für eeApartment installieren wir zusätzlich einen separaten Stromzähler für die komplette Ladeinfrastruktur in der Tiefgarage, um diese sauber vom restlichen Stromverbrauch im Haus zu trennen. Der Strom fließt dann von dort zu den einzelnen Wallboxen an den Stellplätzen. Was uns von anderen Anbietern unterscheidet ist, dass wir sauberen Ökostrom liefern und selbst Stromversorger sind. Unser Mutterkonzern Statkraft ist der größte Erzeuger von Erneuerbaren Energien in Europa – und dieser Strom fließt in die Autos.

Wie passt das zur Mission von Mer?

Wir möchten die Energiewende in Zukunft mit der Elektromobilität verbinden und nutzen die Erneuerbaren Energien dann, wenn sie da sind. Falls sich ein Windrad die ganze Nacht dreht oder die Sonne scheint, kann ich diese Energie nutzen, um damit Elektroautos in diesem Zeitraum aufzuladen. Wir bringen diese Energie an Orte, an denen die Fahrzeuge über lange Zeit stehen, weil man die Ladevorgänge dann zeitlich steuern kann – ein Mehrfamilienhaus mit vielen Stellplätzen ist optimal. Die Fahrzeuge stehen dort sehr lang, meist die ganze Nacht.

An welche Zielgruppe richtet ihr euch?

Unsere anderen Produkte, wie beispielsweise eeFlat und eeCharging, richten sich an Unternehmen mit elektrischen Firmenflotten. Die Zielgruppe für eeApartment ist eine andere: Das ist eher interessant für Hausverwaltungen, Genossenschaften und Wohnunternehmen, die sich mit dem Thema befassen. Wenn die Frage nach der Ausstattung der vielen eigenen Wohneinheiten mit Ladepunkten aufkommt, ist eine einheitliche Lösung gefragt. Die Unternehmen wollen die Abwicklung nicht auf verschiedene Anbieter in mehreren Städten verteilen, sondern sich den Verwaltungsaufwand sparen und einen einheitlichen Ansprechpartner für alles haben. Bei Mer bieten wir eine überregionale, standardisierte Lösung.

Wie läuft die Bezahlung ab?

Wir rechnen direkt mit den Mieter*innen des Stellplatzes ab und schicken eine Stromabrechnung. Falls das öffentliche Ladenetz in Anspruch genommen wurde, etwa durch Ladesäulen an der Autobahn, rechnen wir das ebenso mit dem Nutzer ab. Die Hausverwaltung oder die Eigentümergemeinschaft hat keinen Aufwand und muss sich um nichts kümmern.

Was sind die konkreten Vorteile von eeApartment?

Das Laden eines Elektroautos ist extrem komfortabel, wenn die Wallbox daheim ist, weil rund 80 Prozent der Ladevorgänge zuhause stattfinden. Man steckt sein Auto abends in der Tiefgarage ein, lässt es nachts aufladen und kann morgens losfahren. Unsere Fahrer*innen sind nicht mehr auf öffentliche Ladestationen in der Nachbarstraße oder an der Autobahnraststätte angewiesen.

Was passiert, wenn alle Autos in der Tiefgarage gleichzeitig laden?

Bei Mer haben wir ein dynamisches Lastmanagement. Das bedeutet, dass wir kontinuierlich überprüfen, wie viel Leistung im Haus genutzt wird und wie viel Leistung gerade übrigbleibt, um die Elektrofahrzeuge zu laden. Wir setzen die vorhandene Leistung intelligent ein, damit sozusagen die Sicherung nicht rausfliegt. Wenn gerade noch 50 kW verfügbar sind und zehn Fahrzeuge aktuell laden, bekommt jeder vereinfacht gesagt 5 kW. Oder: Wenn nur fünf Autos in der Tiefgarage laden, werden diese Autos mit 10 kW geladen. Die vorhandene Leistung wird für die Fahrer also optimal ausgenutzt. Ohne eine intelligente Steuerung müsste man in einigen Fällen den Hausanschluss ausbauen und viel mehr Leistung von draußen nutzen, um genügend Energie bzw. Leistung zu bieten. Aus diesem Grund schauen wir im Voraus, wie hoch der Verbrauch in der Vergangenheit gewesen ist. Bei der anfänglichen Planung machen wir eine Abfrage beim Netzbetreiber oder messen über gewissen Zeitraum, wie viel Restleistung noch da ist. Falls der Puffer minimal ist, kann man immer noch entscheiden, ob man den Anschluss ausbaut.

Warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eeApartment ?

Die Elektromobilität an sich entwickelt sich gerade rasend schnell. Es gibt unzählige Modelle von den großen Automobilherstellern und die Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen steigt kontinuierlich an. Damit muss sich natürlich auch die Anzahl der Ladepunkte erhöhen. Außerdem ist es für Mieter*innen jetzt einfacher, eine Ladebox in der Tiefgarage zu installieren, weil es gesetzliche Neuerungen gibt. Es darf ihnen nicht mehr verwehrt werden, die Ladeinfrastruktur für ein Elektrofahrzeug zu installieren.

Gibt es weitere Ideen, um eeApartment zu ergänzen?

Zukünftig wollen wir noch einen Schritt weiter gehen und das Prinzip von eeFlatNeo auch bei Mehrfamilienhäusern anwenden, also die Ladevorgänge in die Nachtstunden verlegen und die Autos nur dann laden, wenn besonders viel Erneuerbare Energie eingespeist wird. Sonst kann es vorkommen, dass man den Strom aus Erneuerbaren Energien nicht verwerten kann oder auf anderem Wege speichern oder verbrauchen muss. Im schlimmsten Fall geht der Strom verloren, denn manchmal werden beispielsweise Windräder auch einfach abgeschaltet, falls zu viel Strom im Netz ist. Neben einem besseren Netzausbau können wir mit unserer Lösung einen Teil dazu beitragen. Eine weitere Ergänzung, an der wir arbeiten, ist die Verbindung von eeApartment und Carsharing. Unsere Schwesterfirma Mer Germany hat ein eCarsharing-Modell entwickelt, das auch für Mehrfamilienhäuser genutzt werden kann: Es gibt in der Tiefgarage einen festen Parkplatz für ein Elektroauto, das alle Bewohner*innen nutzen. Das könnte ein ergänzendes Modell sein.

Was motiviert dich persönlich, um solche Projekte voranzutreiben? Was fasziniert dich an Mer?

Ich arbeite in einer Branche, die sich sehr schnell entwickelt. Die Energie- und Verkehrsbranche sah vor zwanzig Jahren noch ganz anders aus. Außerdem kann ich Entscheidungen beeinflussen und den Weg mitgestalten. Ein Beispiel: Ich könnte nach umfassender Analyse vorschlagen, wir sollten dieses oder jenes Produkt anbieten, und wenn es gut durchdacht ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch umgesetzt wird. Natürlich ist die Elektromobilität an sich ein wichtiges Thema: Meine Kolleg*innen und ich arbeiten an etwas, das grundsätzlich positive Auswirkungen hat. Wenn ich sehe, dass bei Konkurrenten große Ölkonzerne im Hintergrund stehen, bin ich froh, dass wir Statkraft im Rücken haben. Andere Anbieter bauen zwar die Ladeinfrastruktur auf, sauberer Strom ist aber zweitrangig. Elektromobilität macht nur dann Sinn, wenn wir auf Erneuerbare Energien setzen und diese auch weiter ausbauen.

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