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DIE NATUR HAT IMMER RECHT

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Alle Welt redet von Nachhaltigkeit. Doch noch immer wird der Begriff viel zu sehr als Produkt statt als Paradigma verstanden. Wenn wir wirklich nachhaltig leben wollen, muss sich das ändern.

 

1998 sagte der britische Futurist Patrick Dixon in seinem Buch Futurewise: „Der Schlüssel, die Zukunft zu verstehen, liegt in einem Wort: Nachhaltigkeit.“ Haben wir heute, mehr als 20 Jahre später, die Zukunft verstanden? Wohl noch nicht ganz. Zwar ist das Wort Nachhaltigkeit in aller Munde, doch noch immer dominiert in breiten Teilen kurzfristiges Profitdenken unser Wirtschaftsleben. Und Schäden an der Natur, wie sie etwa durch den Abbau von Braun- und Steinkohle entstehen, werden den Unternehmen nicht etwa in Rechnung gestellt, sondern teils sogar subventioniert. Stellen Sie sich vor, Sie müssten einen Verbrecher dafür bezahlen, dass er nicht in Ihr Haus einbricht und dort alles verwüstet. Im Grunde passiert genau das bei Themen wie dem Kohleausstieg, bei dem wir Unternehmen alimentieren, unsere Lebensgrundlage nicht weiter zu zerstören.

Derzeit haben wir eine Wirtschaft, die unsere Zukunft stiehlt und sie in der Gegenwart als Bruttoinlandsprodukt verkauft. Je höher die Zahlen, desto reicher, desto bester, desto erfolgreicher sei eine Nation. Doch diese Rechnung geht nur auf, wenn die Umweltschäden, die wir verursachen, in unserer Wirtschaftsbilanz nicht auftauchen. Das Problem: Die Natur ist kein guter Gläubiger. In ihr gelten unsere Menschengesetze nicht. In ihr gelten die Naturgesetze. Oder, wie es Forscher auf dem 21. Weltklimagipfel in Paris mit Nachdruck formulierten: „Mit der Physik kann man nicht verhandeln.“ Egal, wie sehr wir in ein paar Jahren um Stundung unserer Umweltrechnung bitten: Wir werden bezahlen müssen.

 

Aber können wir uns Nachhaltigkeit überhaupt leisten? Kostet uns nachhaltiges Wirtschaften nicht Millionen Arbeitsplätze und den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft? Wer sich ernsthaft mit Nachhaltigkeit beschäftigt, lernt als Erstes, dass Nachhaltigkeit auf drei Säulen steht: der Ökonomie, der Ökologie und dem Sozialen. Dabei stellt die Nachhaltigkeit keine dieser drei Säulen über die andere. Keine ist wichtiger als die andere. Vielmehr geht es um das gemeinsame Funktionieren aller drei, ohne negative Folgen.

Nachhaltigkeit ist mitnichten eine Verbots- oder Verzichtsphilosophie, sondern vielmehr eine andere Art, unsere Wirtschaft und Gesellschaft zu organisieren. Dabei ist Nachhaltigkeit kein Luxus für wenige, sondern eine Notwendigkeit für jedermann. Sie ist auch kein Übel oder eine lästige Pflicht. Wenn eines Tages die Nachhaltigkeit zu wirken beginnt, werden wir sehen, wie gut sie uns Menschen, unserer Gesellschaft und unserem Zusammenleben tut, da sie ausgleichend statt ungerecht, integrativ statt spaltend wirkt.

 

Im Moment erleben wir, wie immer mehr Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit entdecken. Schließlich kommt das Thema beim Kunden an. Doch noch immer herrscht vorwiegend der alte Reflex vor, Nachhaltigkeit zu einem Produkt zu machen, statt sie wirklich zu leben. Wenn Sie heute die Webseite eines großen deutschen Energieerzeugers besuchen, dessen Strommix noch immer zu rund 60 Prozent auf fossilen Energieträgern basiert, sehen Sie auf der Webseite dennoch ausschließlich intakte Natur statt Braunkohlebagger. Sie lesen auf dieser Webseite viel über Verantwortung und Nachhaltigkeit, aber die Fakten sprechen eine andere Sprache. Das ist Greenwashing. Das finden Sie allerdings nur heraus, wenn Sie sich mit veröffentlichungspflichtigen Fakten wie dem Strommix beschäftigen und gezielt danach suchen. Und das ist nicht gut.

Das einzige Mittel gegen Greenwashing ist Transparenz und Vertrauen. Letzteres kann nur dann entstehen, wenn es uns gelingt, eine echte Beziehung zu unseren Kunden aufzubauen, die auf unseren gemeinsamen Werten und Überzeugungen basiert. Daran arbeiten wir.

 

Für uns, die Mer-Gruppe, die sich europaweit für den Ausbau Erneuerbarer Energien und den Ausbau einer auf 100 Prozent Ökostrom-basierten Elektromobilität einsetzt, hört das Thema Nachhaltigkeit daher nicht bei unseren Produkten auf. Unser Mutterkonzern Statkraft hat über Jahre einen Verhaltenskodex entwickelt, der für alle Mitarbeiter und für alle Standorte des Unternehmens gilt. Im Zuge der Übernahme in die Mer-Gruppe haben wir bei E-WALD, eeMobility und allen anderen beteiligten Unternehmen unsere Standards entsprechend dem Statkraft-Verhaltenskodex angepasst. Wichtigstes Ziel dieses Kodexes: Wir wollen jegliche Geschäfte, die negative Folgen für Mensch, Gesellschaft oder Umwelt haben, vermeiden – so, wie es das auf Ökonomie, Ökologie und dem Sozialen basierende Konzept der Nachhaltigkeit vorsieht.

Wesentliche Teile dieses Kodexes gelten übrigens auch für unsere Lieferanten, so dass wir unseren Kunden eine tatsächlich nachhaltige Lieferkette für unsere Produkte bieten können. Inhaltlich beschäftigt sich unser Verhaltenskodex mit Themen wie Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit, Umwelt und Klima, Menschenrechten, Arbeitnehmerrecht und Unternehmensethik. Aber wir denken auch ständig darüber nach, wie wir unsere Produkte verbessern können. Dazu gehören Wallboxen, die sich komplett recyclen lassen, oder Lösungen, die den Batterien aus Elektrofahrzeugen ein zweites Leben ermöglichen. Das alles geschieht mit dem Ziel, Kreisläufe zu schaffen, die ohne Abfälle auskommen, die nicht mehr verwertet werden können – die also genauso funktionieren wie unsere Natur. Nachhaltigkeit ist nämlich nicht nur das wichtigste Paradigma für unsere Zukunft, sondern ein Prozess, der, einmal in Gang gesetzt, niemals stillstehen darf.

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